refugee_TV Abschluss (Achtung, viel Text)


Seit Dezember führten wir im Auftrag des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa e.V. das Projekt „refugee_TV“ durch. Ziel des Projektes ist, ein Fernsehformat von, mit und für geflüchtete Menschen aus der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in der Frankfurter Straße zu initiieren und insgesamt 3 Sendungen zu produzieren.

Ihr habt das verfolgt – es ist einiges gelaufen im vergangenen halben Jahr. Hier ein kurzer Abriss:

Projektwoche im Dezember 2015

In der Projektwoche Anfang Dezember entstand eine Studiosendung, in der zwei Teilnehmer über ihre Flucht und deren Begleitumstände erzählen. Als Vorbereitung zur Sendung bekamen die Teilnehmer zunächst eine Einweisung in filmtheoretische Grundlagen und wurden in der Kameratechnik, der Studioeinrichtung und dem Umgang mit den verschiedenen Aufnahmegeräten geschult. Anschließend wurde dann das Konzept der Sendung entwickelt und danach dann im Studio die Sendung aufgezeichnet.

Die Projektwoche war unter anderem auch deswegen so wichtig, weil wir die Teilnehmer hier über einen längeren Zeitraum als Gruppe zusammen hatten und sich dadurch ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelte. Für uns schien es auch wichtig, den Teilnehmern die Möglichkeiten des Offenen Kanals zu verdeutlichen und ihnen somit einen Eindruck zu verschaffen, wie Medien in Deutschland funktionieren, aber auch, wie man sie nutzen kann und somit auf seine Situation oder Sichtweise auf bestimmte Themen aufmerksam machen kann. Hierfür bietet der Offene Kanal Fulda eine beispielhafte Gelegenheit, die es so nur in vier weiteren Städten Hessens gibt.

Die Sendung seht ihr hier:

Redaktionssitzungen im zweiwöchentlichen Rythmus

Die Teilnehmer, die sich für das Projekt eingetragen hatten, waren zum großen Teil erst kurze Zeit in Deutschland. So ergab es sich, dass 4 Teilnehmer im Februar an der FAB Maßnahme des Bildungszentrums Bau Osthessen teilnahmen. Dort findet neben Deutschkursen auch die gezielte Vorbereitung für einen Eintritt in die Arbeitswelt statt. Aus diesem Grund waren die Teilnehmer in der Situation, dass sie nach einem langen Schultag dann im Anschluss noch zur Redaktionssitzung in den Offenen Kanal kommen mussten, welches für sie eine zusätzliche Belastung dargestellt hat. Diesem Umstand entgegneten wir, indem wir uns dazu entschieden, die Treffen in die GU in der Frankfurter Straße zu verlegen und zeitlich etwas später anzusiedeln, damit die Teilnehmer nach der Schule ihre Zeit frei einteilen konnten und somit die Gedanken wieder etwas freier für die redaktionelle Arbeit waren.

Sendung 2 im März

Die zweite Sendung hatte als Beiträge folgende Inhalte:

  • Start der FAB-Maßnahme

    Hier waren wir im Bildungszentrum Bau Osthessen, um den Start der Maßnahme kurz zu dokumentieren, in welcher auch Teilnehmer aus unserem Team ab Februar untergebracht waren.

  • Interview mit zwei FluchthelferInnen aus Fulda

    Kari und Anna haben im vergangenen Jahr immer wieder Reisen auf die Balkanroute unternommen um den Menschen auf der Flucht Hilfe zukommen zu lassen. Die beiden waren in diversen Sendungen im „echten“ Fernsehen, darunter zum Beispiel „Stern-TV“ und im WDR. Wir konnten sie für ein Interview gewinnen, in dem sie Omar Rede und Antwort standen.

  • In einer App-Review stellte Omar die „Ankommen“ App vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge vor, die es Neuankömmlingen erleichtern soll, sich in Deutschland besser zurecht zu finden.

  • Ein Teilnehmer von refugee_TV ist Fehed. Er ist leidenschaftlicher Sänger und praktiziert den Rai-Gesang. In der 2. Sendung produzierten wir einen kurzen Musikclip mit ihm. Hierfür sang er den Song „Aischa“ bei uns im Studio ein und zeigt seit dem gerne seinen Clip jedem den es interessiert auf YouTube.

Die Sendung seht ihr hier:

Sendung 3 aktuell

In der vorerst letzten Sendung haben wir wieder neue Sichtweisen auf das Leben in der GU integriert. Die Themen in dieser Sendung sind:

  • Mittwochscafé

    Omar führte ein Interview mit den freiwilligen Helfern beim Mittwochscafé. So zeigen wir, was den Bewohnern der GU an Freizeitaktivitäten geboten wird.

  • Interview mit David Rübsamen

    Der Sozialarbeiter David Rübsamen berichtet über seine Aufgaben in der GU.

  • Hessentag 2016

  • Über die Vorstellung unseres Projektes auf dem Hessentag 2016 in Herborn im Rahmen der Sendung „Inside MOK“ der Offenen Kanäle in Hessen.

  • FAB-Maßnahme Teil 2

    Fortsetzung der Reihe aus der Maßnahme des Bildungszentrum Bau Osthessen.

Die Sendung seht ihr hier:

Öffentlichkeit schaffen

Von Anfang an haben wir bei dem Projekt darauf abgezielt, die Öffentlichkeit zu erreichen. Dazu wollten wir zum einen die lokalen Medien bedienen und zugleich auch die Möglichkeiten des Social Web für unsere Öffentlichkeitsarbeit benutzen. Nach Abschluss des Projekts können wir stolz auf diverse Veröffentlichungen und Veranstaltungen zurück blicken, die dem Projekt schon nach so kurzer Zeit ein sehr hohes Maß an Außenwirkung verliehen haben.

Ausstrahlung im Offenen Kanal Fulda

Als festes Standbein und Möglichkeit die Situation von Geflüchteten in und um Fulda bekannt zu machen, hatten wir von vorneherein mit dem Offenen Kanal Fulda (OK) geplant und die Sendungen dort produziert und ausgestrahlt. Dies sorgte für die Bedienung der lokalen/regionalen Zuschauerschaft. Weiterhin werden die im OK gesendeten Beiträge dann zum einen in die Mediathek Hessen gestellt, wo sie für jeden Interessierten zum Abruf zur Verfügung stehen.

Die vier Offenen Kanäle in Hessen verfügen weiterhin über ein Abkommen, dass es ermöglicht, Beiträge aus den OKs auch in den anderen Anstalten zu senden. So wurden neben dem Landkreis Fulda also auch noch die Regionen Gießen, Kassel und Offenbach/Frankfurt für unsere Sendung erschlossen. Dies sorgt für eine imense potenzielle Zuschauerzahl. Leider gibt es hierzu keine validen Zahlen.

YouTube

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projekts – und hier vor allem für die Teilnehmer – bestand in der Veröffentlichung der Sendungen auf YouTube. Die Teilnehmer haben es genossen, sich und ihre Sendung auf der beliebtesten Video-Plattform vorzufinden, die Beiträge zu teilen und auch ihren Familien in der Heimat weiter zu geben.

Sendung 1 hat zum Zeitpunkt der Berichterstellung 604 Aufrufe, Sendung zwei brachte es auf 472 Aufrufe. Diese Werte sind durchaus positiv und zeigen ein weiteres Mal, welch hohe Akzeptanz das Format genießt.

Facebook

Die sozialen Medien spielen bei der Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle und so informierten auch wir über unsere Facebookseite regelmäßig über Fortschritte im Projekt. Dadurch, dass wir über Facebook auch mit anderen Einrichtungen vernetzt sind und diese unsere Inhalte auch gerne weiter streuen, ist hier ein erhebliches Maß an Aufmerksamkeit generiert worden.

Ein weiterer Vorteil von Facebook ist die Möglichkeit auch mit den Teilnehmern darüber in Kontakt zu bleiben. So wurden Termine und Informationen die das Projekt betrafen über die Plattform kommuniziert.

Artikel Pritzip

Über das Projekt wurde in der Februarausgabe des Magazins Printzip mit einer Auflage von 15000 Exemplaren berichtet. Das Magazin ist in der Region an über 500 Auslagepunkte kostenfrei erhältlich.

Hessentag

Über die Zusammenarbeit mit dem Offenen Kanal Fulda kam es zu einer Anfrage, ob wir uns vorstellen könnten, das Projekt als „Good Practise Projekt“ im Rahmen einer Aufzeichnung auf dem Hessentag in Herborn vorzustellen. Hier wurden auf der Bühne im Zelt der Landesregierung besondere Projekte aus den verschiedenen Offenen Kanälen in Hessen vorgestellt. Diese Chance, unser Projekt zu präsentieren nutzten wir natürlich gerne, um weitere Aufmerksamkeit zu generieren. Zwei Teilnehmer und die beiden Betreuer von filmreflex medienpädagogik waren zu der Veranstaltung mit angereist.

medien.vielfalt.integration

Am 27.06.2016 hatten Hannes Spicker und Andreas Christ die Gelegenheit refugee_TV im Rahmen einer Fachtagung des Bildungszentrum Bürgermedien für die Länder Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg vorzustellen. Die Veranstaltung, die den Namen medien.vielfalt.integration trug und in Stuttgart stattfand, wurden bestehende Ansätze und Angebote in der Medienarbeit mit Flüchtlingen thematisiert und diskutiert. Auf der Basis der bereits vorliegenden Erfahrungen sollte ein erstes Resümee gezogen werden. Was hat sich bei der Gestaltung von Serviceangeboten und programmlichen Angeboten zum Thema Integration bewährt? Welche Rolle können und sollen die Medien hier in Zukunft aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger, der Politik, der Hilfsorganisationen vor Ort und der Geflüchteten und Zuwanderer spielen?

Wir waren dort hin gefahren, um zum einen eben unser Projekt weiter bekannt zu machen und auch über den Austausch mit anderen Produzentengruppen deren Erfahrungen, Methoden und auch Schwierigkeiten in der Arbeit mit der Zielgruppe zu erfragen.

Hier erhielten wir durchaus hilfreiche Informationen rund um die Probleme, die andere Aktive in der Arbeit mit Flüchtlingen haben und wie sie diese zu lösen versuchen. Einige davon können wir so auch in eine eventuell stattfindende Weiterführung unseres Projektes mit integrieren.

Resümee

Das Projekt „refugee_TV“ ist aus unserer Sicht bislang ein Erfolg. Es wurden insgesamt 3 Sendungen produziert, die von der anfänglichen reinen Talkrunde ausgehend, in Umfang und Inhalt bei jeder Sendung zulegten. Interessante Themen waren nicht nur für ein deutsches Publikum mit dabei, sondern durchaus auch hilfreiche Angebote für Geflüchtete. Insofern haben wir hier unsere Ziele erreicht und sind zufrieden mit der bisher geleisteten Arbeit.

Die Gruppe der Teilnehmer hat sich im Verlauf des Projektzeitraums immer wieder verändert, was wir auf persönliche Gründe bei den Teilnehmern zurückführen. Wenn Leute nicht mehr die Motivation aufbringen konnten, am Projekt teil zu nehmen, gelang es dem Sozialarbeiter, andere Interessierte zu gewinnen, die dann mit ins Team einstiegen.

Die Teilnehmer haben über die Beteiligung am Projekt für sich wichtige Erfahrungen im Umgang mit Technik, aber auch mit Menschen aus den verschiedenen Institutionen gemacht, die sie ohne das Projekt so nicht hätten erleben dürfen. Hierbei sind vor allem die Arbeit mit den Mitarbeitern des Offenen Kanals zu nennen, aber auch Menschen vom Bildungszentrum Bau Osthessen, Kari & Anna aus der zweiten Sendung oder aber auch Kollegen und Projektteilnehmer aus dem filmreflex medienpädagogik Umfeld.

In der Außenwahrnehmung stellen wir fest, dass unser Projekt auf einen großen Zuspruch stößt. Neben den Terminen in Herborn auf dem Hessentag, sowie der Tagung in Stuttgart trägt dem vor allem unser Engagement auf Facebook, YouTube und natürlich die Verbreitung über den Offenen Kanal bei.

Unsere Gruppe erhielt bis zum heutigen Tag nur positives Feedback.

Und wer das jetzt bis hier hin gelesen hat, der darf gerne bei uns im Büro vorbei schauen und sich mit uns auf der Terasse einen Kaffee gönnen. Du bist eingeladen.